Steinkellner, P. (2007). Systemische Intervention in der Mitarbeiterführung. Heidelberg: Verlag für systemische Forschung im Carl-Auer Verlag.

In seiner Dissertation führt Steinkellner die Pole "systemisches Denken" und "Führung" aneinander und diskutiert systemische Führungsansätze. Dabei baut er auf seiner empirischen Untersuchung zu systemischen Interventionen auf. Nach der Problemstellung und der Formulierung der Forschungsfrage gibt Steinkellner seiner Arbeit eine erkenntnistheoretische und methodologische Positionierung, indem er in den Sozialen Konstruktuvismus als Verbindung zwischen Radikalem Konstruktivismus und Sozialem Konstruktionismus einführt. Hieran schließt ein Überblick über Systemtheorien und sozialpsychologische Theorien an, bevor Steinkellner sich mit systemischen Interventionen in Therapie, Beratung und Coaching auseinandersetzt. Im Weiteren stellt der Autor systemische Führungsansätze vor (St. Gallener, Münchener und Wiener Managementansatz) und leitet damit in den empirischen Teil in Form von Experteninterviews über. Im Schlussteil verbindet Steinkellner systemische Interventionen mit systemischer Führung unter dem Hinweis, dass es sich bei systemischen Interventionen in der Mitarbeiterführung weniger um Methoden und Techniken, als vielmehr um eine Grundhaltung handelt. Den Abschluss des Buches bilden eine Zusammenfassung und ein Ausblick, sowie ein äußerst umfangreiches Literaturverzeichnis.

Die Arbeit gibt einen fundierten Einblick in systemisches Denken bezogen auf sozialpsychologische Themen der Mitarbeiterführung. Theoriekonzepte werden so erläutert, dass mit ihren Betrachtungszugängen deutlich wird, wie Praxis sich alternativ -und damit verbunden mit einer Erweiterung der Möglichkeiten- betrachten lässt.

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Selbstbestimmung und heimliches Betreuungskonzept

"Dies hängt mit einem Phänomen zusammen, das wir "heimliches Betreuungskonzept" (Linge/Theunissen 1993, 94) genannt haben. Es bezeichnet alle Prozesse und Regelungen, die nebenbei, unbeabsichtigt und unbewußt ablaufen, die enorm wirksam sind und eine "heimliche" Fremdsteuerung, eine gedankenlose Rundumversorgung und Überbehütung sowie eine subtile Überwachung bedeuten. Auch wenn viel Selbstbestimmung proklamiert wird, erhalten trotzdem viele geistig behinderte Menschen keinen eigenen Schrank- oder Zimmerschlüssel; das Personal ist es, das bestimmt, wann und wie lange der Einzelne morgens baden, ob er duschen oder baden darf, welches Shampoo und welche Seife er verwenden, welches Handtuch zum Abtrocknen er nehmen, welche Unterhose und Strümpfe er anziehen soll, wann gefrühstückt wird, wieviel und was er essen oder trinken darf... Damit lernen die Behinderten ganz "heimlich" und im Verborgenen, daß sie nicht über ihre eigenen Lebensumstände verfügen und daß sie ihre Gefühle, Interessen und Bedürfnisse zu unterdrücken haben." (S. 59)

Theunissen, G. &Plaute, W. (1995). Empowerment und Heilpädagogik. Freiburg im Breisgau: Lambertus.