Bosch, E. (2005). "Wir wollen doch nur euer Bestes!" Die Bedeutung der kritischen Selbstreflexion in der Begegnung mit Menschen mit geistiger Behinderung. Tübingen: dgvt Verlag.

Ein gut nutzbares Arbeitsbuch für die Praxis vom niederländischen Orthopädagogen, Trainer und Dozenten Erik Bosch, das sich an all diejenigen richtet, die mit Menschen mit Handicap zu tun haben. In allgemein verständlicher Sprache stellt Bosch die Bedeutsamkeit der Grundhaltung und den Zugang zu (den zu reflektierenden) eigenen Normen und Werten dar. Kurzen Zusammenfassungen theoretischer Hintergründe und Klärung zentraler Begriffe folgt ein Plädoyer für die Wichtigkeit der Grundhaltung und deren Zusammenhang mit der Notwendigkeit zur kritischen Selbstreflexion. Fragen, Aufgaben und Thesen an den Kapitelenden bieten reichlich Material, sich mit der eigenen Haltung auseinanderzusetzen und neue Erkenntnisse über sich zu gewinnen. Das Buch kann vom Lesenden selbständig und alleine genutzt und bearbeitet werden, die Inhalte und Fragestellungen eignen sich jedoch auch im Rahmen von Gruppenarbeiten, z. B. in Teamprozessen oder als Grundlage für Workshops.

...what about...

Erlernte Hilflosigkeit

- Hilflosigkeit und Apathie können erlernt werden: Leben Menschen in Institutionen, in denen alle Entscheidungen abgenommen werden, entwickeln sie entsprechendes Verhalten

- Abnehmen von Entscheidungen, Handeln ohne Erfolg oder Konsequenz haben Auswirkungen auf die Motivation und die Kognition (vgl. Deci &Ryan: Selbstbestimmungstheorie der Motivation): "Verliert der Mensch die Kontrolle über die Konsequenzen seines Verhaltens, so erlebt er sein Handeln als unsinnig, dies verringert seine Motivation zum Handeln, er reagiert apathisch und hilflos." (S. 176)

- Einfluss auf die Kognition: Nach Erfahrung der Unkontrollierbarkeit hat der Mensch Schwierigkeiten wieder zu lernen, dass seine Reaktionen einen Einfluss haben

- Glaube, dass Erfolg und Misserfolg unabhängig vom eigenen Können sind

- Bewohner in Institutionen sollte ein größtmögliches Maß an Selbsttätigkeit und Selbstentscheidung erhalten bzw. ermöglicht werden

- Selbstbestimmung und Gestaltungsmöglichkeiten sind daher nicht nur pädagogische Ziele auf Grundlage eines Menschenbildes, das den autonom handelnden individuellen Menschen im Blick hat, sondern eine wesentliche Voraussetzung für die psychische Gesundheit des Menschen und damit für seine physische Existenz (S. 176)

 

Thesing, T. (2009). Betreute Wohngruppen und Wohngemeinschaften für Menschen mit geistiger Behinderung. Freiburg im Breisgau: Lambertus.