Pantucek, P. (2006). Soziale Diagnostik. Verfahren für die Praxis Sozialer Arbeit. Wien, Köln, Weimar: Böhlau Verlag.

Pantucek stellt zunächst grundsätzliche Aussagen zur Sozialen Diagnose und Fallkonstitution dar, bestimmt dann die Rolle des Themas im professionellen Handlungsprozess und trifft Aussagen zu Problemen sozialer Diagnosen. Im Hauptteil des Buches führt Pantucek dann in ausgewählte Diagnoseinstrumente ein, z.B. Netzwerkkarten, biografische Zeitbalken, Inklusions-Chart, Person-In-Environment-Classification-System und andere. Die Diagnoseinstrumente werden verständlich, mit Grafiken und Beispielen dargestellt, so dass ein Übertrag in die Praxis in vielen Fällen direkt möglich ist. Auf seiner Homepage (www.pantucek.com) stellt Pantucek Materialien zur Verfügung, mit denen beschriebene Verfahren umgesetzt werden können. Das Buch ist für die praktische Tätigkeit von gutem Nutzen, es liefert Anregungen und Methoden zur systematischen Darstellung, Beschreibung und Intervention. Einige der vorgestellten Instrumente sind in Bezug auf die Lebenswelt von institutionalisierten Menschen mit Behinderungen anwendbar, andere könnten durch eine Modifikation sicherlich Zielgruppenspezifischer werden.

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Selbstbestimmung und heimliches Betreuungskonzept

"Dies hängt mit einem Phänomen zusammen, das wir "heimliches Betreuungskonzept" (Linge/Theunissen 1993, 94) genannt haben. Es bezeichnet alle Prozesse und Regelungen, die nebenbei, unbeabsichtigt und unbewußt ablaufen, die enorm wirksam sind und eine "heimliche" Fremdsteuerung, eine gedankenlose Rundumversorgung und Überbehütung sowie eine subtile Überwachung bedeuten. Auch wenn viel Selbstbestimmung proklamiert wird, erhalten trotzdem viele geistig behinderte Menschen keinen eigenen Schrank- oder Zimmerschlüssel; das Personal ist es, das bestimmt, wann und wie lange der Einzelne morgens baden, ob er duschen oder baden darf, welches Shampoo und welche Seife er verwenden, welches Handtuch zum Abtrocknen er nehmen, welche Unterhose und Strümpfe er anziehen soll, wann gefrühstückt wird, wieviel und was er essen oder trinken darf... Damit lernen die Behinderten ganz "heimlich" und im Verborgenen, daß sie nicht über ihre eigenen Lebensumstände verfügen und daß sie ihre Gefühle, Interessen und Bedürfnisse zu unterdrücken haben." (S. 59)

Theunissen, G. &Plaute, W. (1995). Empowerment und Heilpädagogik. Freiburg im Breisgau: Lambertus.