Klee, E. (1989). »Die SA Jesu Christi« Die Kirche im Banne Hitlers. Frankfurt am Main: Fischer.

Pfarrer Schirrmacher in seiner Festansprache zum 100 jährigen Jubiläum des Rauhen Haus´ in Hamburg, 1933: "Wir begrüßen euch alle als die SA Jesu Christi und die SS der Kirche, ihr wackeren Sturmabteilungen und Schutzstaffel im Kampf gegen Not, Elend, Verzweiflung und Verwahrlosung, Sünde und Verderben...Evangelische Diakonie und Nationalsozialismus gehören in Deutschland zusammen. [...] Ich wünsche, dass unsere jungen Brüder in den Diakonenanstalten sämtliche SA-Männer werden." Klee ermittelte für dieses Buch die Haltung und die Taten der Kirche zum Nationalsozialismus. Er stellt dar, wie beispielsweise die evangelischen Diakonissen Hitler geradezu orgiastisch Huldigen und dass die Verfolgung und Tötung von Juden von den Kirchen begrüßt und ignoriert wurde. Klee bemisst die Kirche im dritten Reich nüchtern in ihren Handlungen und Haltungen an dem eigenen hohen Anspruch der Verkündigung der Liebe Gottes zu den Menschen, zu den Schwachen und Armen, ohne dabei gegen die Kirche, vor allem die vielen widerständigen Kirchenmitglieder zu schreiben.

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Selbstbestimmung und heimliches Betreuungskonzept

"Dies hängt mit einem Phänomen zusammen, das wir "heimliches Betreuungskonzept" (Linge/Theunissen 1993, 94) genannt haben. Es bezeichnet alle Prozesse und Regelungen, die nebenbei, unbeabsichtigt und unbewußt ablaufen, die enorm wirksam sind und eine "heimliche" Fremdsteuerung, eine gedankenlose Rundumversorgung und Überbehütung sowie eine subtile Überwachung bedeuten. Auch wenn viel Selbstbestimmung proklamiert wird, erhalten trotzdem viele geistig behinderte Menschen keinen eigenen Schrank- oder Zimmerschlüssel; das Personal ist es, das bestimmt, wann und wie lange der Einzelne morgens baden, ob er duschen oder baden darf, welches Shampoo und welche Seife er verwenden, welches Handtuch zum Abtrocknen er nehmen, welche Unterhose und Strümpfe er anziehen soll, wann gefrühstückt wird, wieviel und was er essen oder trinken darf... Damit lernen die Behinderten ganz "heimlich" und im Verborgenen, daß sie nicht über ihre eigenen Lebensumstände verfügen und daß sie ihre Gefühle, Interessen und Bedürfnisse zu unterdrücken haben." (S. 59)

Theunissen, G. &Plaute, W. (1995). Empowerment und Heilpädagogik. Freiburg im Breisgau: Lambertus.